27.02.2025 | Studium | Studierende

Höhenflüge im Sport und Studium

Angelica Moser, Spitzensportlerin und BWL-Studentin, gibt einen Einblick in ihr Leben und erzählt, wie sie Training, Studium und Alltag erfolgreich unter einen Hut bringt. Zudem gibt sie wertvolle Tipps für den Umgang mit Enttäuschungen, Stress oder Doppelbelastungen.

Februar 2025

Text von Luisa Mäder

Wer bist du und was machst du?

Ich bin Angelica Moser, 27 Jahre alt und hauptberuflich Spitzensportlerin im Stabhochsprung. Nebenbei studiere ich BWL im Master an der Universität Bern. Im Master habe ich mich für die Vertiefung Financial Management entschieden, weil mir alles, was mit Zahlen und Mathematik zu tun hat, liegt und Spass macht.

Warum hast du dich für die Universität Bern entschieden?

Ich habe mich für die Universität Bern entschieden, weil ich in Magglingen trainiere und sie daher die nächstgelegene Universität ist. Zudem bietet sie das Programm „Spitzensport und Studium“ an, mit dem ich Training und Studium optimal kombinieren kann.

Mit welchen drei Worten würdest du dich beschreiben?

Ehrgeizig, ungeduldig, aber auch sehr liebevoll.

Angelica Moser mit einer Medaille
© athletix.ch/Ulf Schiller

Mein Alltag zwischen Training, Studium und Freizeit

An einem typischen Tag habe ich morgens und nachmittags je eine Trainingseinheit, dazwischen bleibe ich oft in Magglingen. Meistens esse ich dort zu Mittag und nutze die Zeit, um administrative Dinge zu erledigen, bevor das zweite Training beginnt. Anschliessend fahre ich nach Hause, und je nachdem stehen am Abend noch Anlässe an oder ich widme mich meinen Aufgaben für die Uni. Wenn nichts ansteht, geniesse ich auch gerne meine Freizeit.

Parallelen zwischen Spitzensport und Studium

Egal ob im Spitzensport oder im Studium, wenn du etwas erreichen willst, brauchst du Disziplin und Durchhaltevermögen. Gleichzeitig ist es aber genauso wichtig, dass es dir Spass macht. Mein Studium habe ich gewählt, weil es mich interessiert, und mit dem Sport habe ich aus Freude am Stabhochsprung begonnen.

Wie beeinflusst dein Wissen über BWL deine Entscheidungen im Sport?

Als Sportlerin bin ich selbstständig und somit auch ein Stück weit selbstverantwortlich, auch wenn ich natürlich von meinem Management unterstützt werde. In Bereichen wie Sponsoring, Selbstmarketing oder Social Media kann das BWL-Wissen sicher weiterhelfen. Oder auch im Finanzbereich, bei Fragen zur Mehrwertsteuer oder ob die Gründung einer GmbH sinnvoll wäre, ist dieses BWL-Wissen sicher nützlich.

Wie helfen dir deine sportlichen Erfahrungen im Studium?

Meine sportlichen Erfahrungen helfen mir enorm im Studium. Besonders in Prüfungsphasen merke ich, dass ich viel entspannter bin als viele andere Studierende. Durch den Spitzensport bin ich es gewohnt, unter Druck Höchstleistungen zu erbringen, deshalb fallen mir Prüfungen zum Glück nicht so schwer. Wie bei Prüfungen muss ich auch bei Wettkämpfen auf den Tag X vorbereitet sein. Ich kann mir auch nicht aussuchen, wann die Olympischen Spiele stattfinden, sondern muss dann bereit sein. So habe ich gelernt, mit meinen Vorbereitungen am Tag X die bestmögliche Leistung abzurufen.

Angelica Moser beim Stabhochsprung
© athletix.ch/Ulf Schiller

Stress, Druck und Umgang mit Enttäuschungen

Mein Leben ist wahrscheinlich stressiger als das vieler Gleichaltriger, weil ich durch den Sport viel unterwegs bin, viel reise und nebenbei noch mein Studium bewältige. Es ist nicht immer einfach, alles unter einen Hut zu bekommen. Gleichzeitig empfinde ich es als grosses Privileg, dass ich mein Hobby zum Beruf machen konnte. Um mit Stress und Erschöpfung umzugehen, achte ich darauf, zwischen Training, Wettkämpfen und anderen Verpflichtungen bewusst Erholungsphasen einzuplanen.  Die Balance zu halten, ist mir sehr wichtig. Allerdings muss bei mir auch immer viel los sein, sonst würde ich mich schnell langweilen.

Welche Tipps würdest du anderen Studierenden geben, wie sie mit Stress oder Doppelbelastung (z.B. durch Arbeiten) umgehen können?

Mein Tipp wäre, sich die Zeit bewusst und effizient einzuteilen. Anstatt den ganzen Tag zu lernen und dann nach ein paar Stunden unkonzentriert zu sein, finde ich es sinnvoller, kürzere, aber intensivere Lerneinheiten einzuplanen. Genauso wichtig finde ich es, feste Zeiten für Freizeit, Sport oder Treffen mit Freund*innen einzuplanen, um einen Ausgleich zu schaffen. Natürlich erfordert das alles eine gute Planung, aber perfekt vorbereitet zu sein, ist sowieso fast unmöglich. Am Ende kommt es darauf an, am entscheidenden Tag das Beste aus dem Gelernten zu machen.

Wie gehst du mit Enttäuschungen um und hast du einen Tipp?

Enttäuschungen gehören zum Leben und gerade im Sport erlebe ich sie immer wieder. In fast jeder Trainingseinheit gibt es Sprünge, die nicht so klappen wie gewünscht oder Wettkämpfe, die nicht nach Plan verlaufen. Wichtig ist für mich, solche Rückschläge schnell abzuhaken und daraus zu lernen. Ich versuche, das Positive, also die Dinge, die gut gelaufen sind, mitzunehmen und den Rest gezielt zu verbessern.

Wo siehst du dich in fünf Jahren?

Wir Sportler denken oft in Olympiazyklen, deshalb wäre es für mich einfacher zu sagen, wo ich in vier Jahren stehe. Mein Ziel ist es, auf jeden Fall noch einen Olympiazyklus bis 2028 zu machen. Danach werde ich sehen, ob ich weitermachen kann und ob mein Körper das noch mitmacht. Vielleicht bin ich in fünf Jahren schon zurückgetreten oder ich mache noch einen Olympiazyklus, was ich natürlich hoffe. Sportlich möchte ich bis dahin noch weiter oben stehen als jetzt und parallel dazu möchte ich schon irgendwo Teilzeit arbeiten, am liebsten im Bereich Banking.