Was für eine Unterkunft hatten Sie im Gastland? Wie haben Sie diese gefunden?
Zuerst habe ich über Airbnb ein Zimmer für eine Woche gemietet und anschliessend in Valencia nach einer passenden Wohnung gesucht. Auf der Seite Idealista.com gab es unzählige Angebote und ich konnte auch innert kurzer Zeit einige Zimmer besichtigen gehen. Die Nachfrage nach Zimmer ist ziemlich gross anfangs Semester, allerdings hat es auch extrem viele Angebote. Ich habe nach ca. 5 Wohnungsbesichtigungen schlussendlich ein Zimmer bei einem spanischen Paar und einer weiteren Studentin gefunden und auch bekommen. Das Zimmer lag an perfekter Lage zwischen dem Univiertel und der Altstadt in der Nähe der Metrostation Alameda.
Wie war die Betreuung durch die Gastuni? Gab es ein Orientierungsprogramm?
Ja, die Universität Valencia führt ein Mentoring Programm. Schon Wochen bevor meiner Ankunft hat mir eine Kontaktperson aus dem Gastland geschrieben und mir bei Fragen und Unklarheiten weitergeholfen. Die Kommunikation mit dem Mentor lief vor meiner Ankunft und in den ersten Wochen des Semesters sehr unkompliziert über Whatsapp. Das Orientierungsprogramm der Uni beschränkte sich auf eine Einführungsstunde, die ehrlich gesagt nicht sehr hilfreich war. Man musste sich die Informationen praktisch ausschliesslich immer selber über das Internet oder die Kontaktperson besorgen.
Wie war der Kontakt zu einheimischen Studierenden? Wie war der Kontakt zu anderen Austauschstudenten?
Den Kontakt zu einheimischen Studierenden ist in meinem Fall kaum zustande gekommen. Ich besuchte nur Kurse, welche auf Englisch gehalten wurden, und diese haben dementsprechend wenige einheimische Studenten, weil diese die spanischen Kurse bevorzugen. Auch in der Freizeit hatte man vermehrt mit anderen Austauschstudenten zu tun als mit Einheimischen. Dank Erasmus-Agenturen, welche immer wieder Events für Erasmus Studenten organisiert haben, war es keine Sache in Kontakt mit anderen Austauschstudenten zu kommen.
Wie sind Sie sprachlich zurechtgekommen?
Ich sprach bei meiner Ankunft kein spanisch aber es war auch nicht wirklich notwendig. Meine Kurse waren alle auf Englisch und mit den Mitstudenten verlief die Kommunikation auch auf Englisch. Auch die Wohnungssuche war kein Problem ohne Spanischkenntnisse.
Allgemein ist das Englisch-Niveau der Einheimischen nicht sehr hoch. Viele Leute sprechen kaum oder gar kein Englisch. Das hat mich allerdings nur noch mehr motiviert, spanisch zu lernen.
Welche Kurse haben Sie an der Gastuni besucht?
Ich habe die Kurse Theory of finance und Change and Innovation Management belegt.
Welche dieser Kurse würden Sie zukünftigen Erasmus-Studierenden weiterempfehlen?
Ich würde beide Kurse den zukünftigen Erasmus-Studierenden empfehlen. Theory of finance gibt einen allgemein guten Überblick, über das Verhalten eines Aktienkurs eines Unternehmen und den Einfluss von Geschäftstätigkeiten (Auszahlung Dividenden, usw.) auf den Aktienkurs und den Shareholders. Der Kurs ist sehr gut aufgebaut und der Inhalt ziemlich anspruchsvoll.
Der zweite Kurs Change and Innovation Management war inhaltlich sehr spannend, allerdings war der Professor nicht sehr kompetent betreffend Organisation und Kommunikation. Ich würde das Fach trotzdem weiterempfehlen, da der Inhalt des Kurses spannend ist und man 2-3 Präsentationen halten muss, welche die eigene Präsentationsfähigkeiten verbessern können.
Was hat Ihnen am Studium im Gastland besser gefallen als in Bern?
Die Klassengrösse waren viel kleiner als in Bern. Dies machte den ganzen Unterricht ein wenig persönlicher und die Professoren konnten spezifischer auf Fragen der Studierenden eingehen. Allgemein war der Umgang mit den Studierenden lockerer als in der Schweiz.
Was war im Gastland schlechter als in Bern?
Die Kurse waren schlechter organisiert als in Bern. Wöchentlich gab es Änderungen im Lernplan und im Aufbau der Vorlesung. Dazu kam, dass die Professoren sich immer verspäteten, was allerdings mehr ein kulturelles Problem als ein Problem der Uni ist. In Change and Innovation Management gab es Anwesenheitspflicht, was ich nicht sehr mag.
Allgemein an der Uni war das Hinzufügen von Kursen ziemlich kompliziert. Falls man nicht die gewünschten Fächer bekommen hat, musste man in einem definierten Zeitraum neue Kurse hinzufügen. Dies war organisatorisch sehr schlecht gelöst und sorgten bei vielen Erasmus Studenten für viel Frust und Nervenzerren.
Was waren die „Highlights“ Ihres Auslandsaufenthalts?
Ich fand das Semester als sich ein Highlight. Ich kann schwer einige Punkte hervorheben, weil mir eigentlich alles gefallen hat. Die Stadt, der Austausch mit den anderen Studenten und das Erasmusleben kann ich einfach nur weiterempfehlen. Von Valencia hat man gut die Möglichkeit an den Wochenenden einige weitere spanische Städte zu besuchen.
Was waren die grössten Enttäuschungen während Ihres Auslandsaufenthalts?
Ich bekam von Seite der Universität Valencia nicht alle gewünschten Fächer, so musste ich noch ein wenig umdisponieren. Auch Schade fand ich es, dass ich mich für den Intensivkurs Spanisch, welcher von der Universität Valencia vor dem Semester organsiert wurde, nicht teilnehmen konnte, weil ich die Anmeldefrist verpasst habe. Deshalb rate ich allen zukünftigen Studenten, welche nach Valencia gehen möchten und einen Spanischkurs besuchen wollen, sich frühzeitig auf der Homepage der Universität zu informieren.
Eine kleine Enttäuschung war, dass man nicht wirklich in Kontakt mit einheimischen Studierenden kommt.
Welche Tipps und Ratschläge haben Sie für Erasmus-Studierende, die zukünftig an Ihrer Gastuni studieren wollen?
- Falls ihr euch nicht sicher seid wo Ihr am liebsten Wohnen möchtet, dann empfehle ich euch, ein Airbnb/Hotelzimmer zu buchen und anschliessend gleich vor Ort nach einem passenden Zimmer zu suchen.
- Betreffend Universität müsst Ihr euch gut informieren, wie das Hinzufügen von neuen Kursen abläuft. Es kann durchaus frustrierend sein, wenn man nicht alle gewünschte Kurse besuchen kann.
- Nimmt anfänglich an Erasmus-Events teil. So kommt ihr schnell in Kontakt mit anderen Erasmus-Studenten. Seid offen und kommunikativ.
- Kauft ein Occasion Fahrrad oder macht ein Valenbisi Abo (30 Euro pro Jahr). Die Stadt ist super Fahrrad-freundlich.
- Die Universität bietet tolle Spanisch Kurse zu einem niedrigen Preis an.
- Die Uni hat ein grosses Sportangebot. Für einige Kurse muss man sich anfangs Semester eintragen. Informiert euch schon zu Beginn des Semesters, ob Ihr einen Kurs besuchen wollt und seid schnell beim Einschreiben, sobald das Zeitfenster für die Anmeldung aufgeht.
Studierende der Universität Bern, die Rückfragen zu diesem Erfahrungsbericht haben, können beim Erasmus-Fachkoordinator des Departements BWL (erasmus@bwl.unibe.ch) die E-Mail-Adresse der Autorin bzw. des Autors erfragen.