Was für eine Unterkunft hatten Sie im Gastland? Wie haben Sie diese gefunden?
Ich wohnte alleine in einem 1 Zimmer Appartement. Ich fand es über die Plattform Boplats, welche die zuständige Unternehmung ist für die Wohnungen auf dem Campus. Das HS 14 war das erste Semester, in dem die Uni keine Unterkünfte für Erasmusstudenten mehr zur Verfügung stellen konnte, da es viel zu wenige Unterkünfte auf dem Campus gibt. Die Suche war nervenaufreibend und dauerte über einen Monat. Man muss sich auf der Website anmelden und erhält dann für jeden Tag, an dem man angemeldet ist, einen „Warte“ Punkt. Wer am meisten Punkte hat, bekommt den Zuschlag für die Wohnung. Da die Info der Uni erst Mitte Mai kam, war es sehr schwierig etwas zu finden. Es hat glücklicherweise doch geklappt. Zuerst war ich enttäuscht, dass ich keine Shared kitchen hatte, aber am Ende war ich mit meinem grosszügigen (29m2) Zimmer mit eigener Küche sehr zufrieden. Die Kosten betrugen etwa 450 CHF und ausser Strom waren da alle Nebenkosten eingerechnet.
Wie war die Betreuung durch die Gastuni? Gab es ein Orientierungsprogramm?
Die Betreuung durch die Uni ist sehr gut. Während den offiziellen Arrival Days wird man am Bahnhof abgeholt und auf den Campus gebracht. Vor Semesterbeginn findet dann ein Informationstag statt. Dabei erhält man auch eine Schwedische SIM Karte und andere nützliche Dinge. Weiter bietet die Växjö International Students (VIS) Organisation zahlreiche Veranstaltungen an, z.B. Dinners, Parties, diverse Trips und Sportnachmittage.
Wie war der Kontakt zu einheimischen Studierenden? Wie war der Kontakt zu anderen Austauschstudenten?
Wie auch schon andere Erasmusstudenten gemeldet haben, war der Kontakt mit den schwedischen Studenten nicht allzu gross. Da ich im ersten Kurs, der 2 Monate dauerte, jedoch Schweden in der Klasse hatte, konnte ich doch einige Beziehungen aufbauen. Ausserdem hat mich mein Buddy mit schwedischen Studenten bekannt gemacht. Mit den Austauschstudenten war das Kontakte knüpfen viel einfacher, da sich alle in der gleichen Situation befinden und sich um neue Kontakte bemühen. Dies habe ich sehr genossen und konnte Leute aus der ganzen Welt kennen lernen, welche ich definitiv wieder sehen werde. Dieses Kennenlernen von Studenten aus allen Ecken der Welt war mitunter das Beste des Semesters.
Wie sind Sie sprachlich zurechtgekommen?
Mit der Sprache hatte ich nie Probleme. Ich sprach kein Schwedisch als ich ankam, dies war aber nie ein Problem, da wirklich fast jeder in Schweden gut Englisch spricht. Ich hatte denn auch nur Kurse in English, ausser einem Schwedisch Crash Kurs in dem wir auch etwas von der Schwedischen Kultur mitbekommen haben. Das Englisch in den BWL Kursen war einfach und verständlich. Durch das viele Schreiben von Papers konnte ich mein schriftliches Englisch wieder etwas auffrischen, was mir sehr gelegen kam.
Welche Kurse haben Sie an der Gastuni besucht?
Ich habe die folgenden Master Kurse besucht:
- Business Development (15 ETCS)
- Human Resource Management (7.5 ETCS)
- Public Management (7.5 ETCS)
- Einen non credit Schwedisch Kurs
Welche dieser Kurse würden Sie zukünftigen Erasmus-Studierenden weiterempfehlen?
Business Development kann ich sehr empfehlen, der Kurs erstreckt sich über 8 Wochen und wird von verschiedenen Dozenten gehalten. Der Arbeitsaufwand ist relativ gross, man muss vier Arbeiten verfassen und jeweils auch präsentieren. Human Resource Management kann ich auch empfehlen. Obwohl die Professorin nicht immer überzeugen konnte, war es ein gutes Auffrischen von dem, was wir in Bern schon behandelt haben. Der Aufwand für diesen Kurs war eher gering, man muss nur zwei kurze Präsentationen halten und in der letzte Woche ein Home Exam bearbeiten. Der Kurs Public Management wurde dieses Semester zum ersten Mal angeboten. Es war interessant, speziell in Schweden mit seinem grossen Public Sector, zu sehen wie die Organisation aussieht und welche Probleme da sind und wie Veränderungen vor sich gehen. Der Kurs war jedoch aus meiner Sicht deutlich überladen. Die Menge an Literatur, die gelesen und besprochen werden musste, war extrem hoch. Den Crash Kurs in Schwedisch habe ich vor allem aus Spass besucht, wer wirklich Schwedisch lernen will, sollte einen Credit Kurs besuchen. Allgemein variiert der Aufwand zwischen den Kursen sehr stark. Der Aufwand ist aber allgemein vergleichbar mit dem an der Uni Bern.
Was hat Ihnen am Studium im Gastland besser gefallen als in Bern?
Das Semester ist in 4 Quartale geteilt und man besucht immer nur einen Kurs pro Quartal. Dadurch kann man sich voll auf ein Thema konzentrieren. Durch das Schreiben von Papers und das Halten von Präsentationen muss man sich mit dem Thema intensiver auseinandersetzen als bei einer Prüfung, dadurch ist es auch viel weniger wahrscheinlich, dass man einen Kurs nicht bestehen würde. Durch die vielen Präsentationen konnte ich mich auf diesem Gebiet klar verbessern. Zudem ist man vom ersten Tag an gefordert, dadurch ist die Arbeitsbelastung gleichmässig über das Semester verteilt. Und zu guter Letzt sind die Klassen mit 10-40 Personen deutlich kleiner als dies in der Schweiz der Fall ist. Es ist dadurch möglich, Diskussionen in der ganzen Klasse zu führen bei denen jeder zu Wort kommt. Es war eine sehr schöne Erfahrung auf einem Campus studieren zu dürfen. Alles ist in Gehdistanz zu erreichen. Dadurch lernt man auch sehr viele Leute kennen und unternimmt viel zusammen. Über 3 Jahre könnte es aber etwas monoton werden, da man sich ein bisschen wie in einer Blase vorkommt.
Was war im Gastland schlechter als in Bern?
Es war vielleicht etwas zu stark auf Arbeiten schreiben fokussiert, da ich nur solche Tests zu absolvieren hatte. Im Herbstsemester kann es in Växjö sehr trüb und dunkel werden. Es ist sehr oft bedeckt und z.B. im ganzen November gab es in Växjö nur 8 Stunden Sonnenschein. Einige meiner Kollegen hatten in dieser Zeit schon etwas Mühe sich zu motivieren.
Was waren die „Highlights“ Ihres Auslandsaufenthalts?
Für mich waren die Highlights ganz klar das Leben auf dem Campus, das Kennenlernen vieler neuer Kollegen aus der ganzen Welt. Zu den Highlights gehören auch die verschiedenen Trips, ob selbst oder von VIS organisiert.
Was waren die grössten Enttäuschungen während Ihres Auslandsaufenthalts?
Aus meiner Sicht gab es kaum Enttäuschungen. Ich hatte mir ev. etwas mehr vom Winter erhofft, aber im Januar war es dann doch noch möglich über die Seen zu gehen.
Welche Tipps und Ratschläge haben Sie für Erasmus-Studierende, die zukünftig an Ihrer Gastuni studieren wollen?
Unbedingt so schnell wie möglich nach dem Bekanntwerden der Zuteilung bei Boplats für das Housing anmelden.
Studierende der Universität Bern, die Rückfragen zu diesem Erfahrungsbericht haben, können beim Erasmus-Fachkoordinator des Departements BWL (erasmus@bwl.unibe.ch) die E-Mail-Adresse der Autorin bzw. des Autors erfragen.