Departement Betriebswirtschaftslehre

University of Tampere (Finnland)

Unterrichtssprache

Finnisch, Englisch

Erfahrungsberichte

Was für eine Unterkunft hatten Sie im Gastland? Wie haben Sie diese gefunden?

TOAS ist die hauseigene Verwaltung für Studentenwohnungen der Universität Tampere. Nachdem ich die Aufnahmebestätigung der Universität erhalten hatte, meldete ich mich auf der Website von TOAS für ein Zimmer an. Die Zuteilung erfolgt automatisch, man erhält also nicht die Möglichkeit das Wohnheim auszuwählen. Deshalb ist es wichtig, dass man sich gleich beim Öffnen des Anmeldungszeitfensters registriert, um ein Zimmer in Stadtnähe zu erhalten. Ich wohnte im Wohnheim „Lapikaari“, welches etwas nördlich, fast unmittelbar am See liegt. Zu Fuss sind es etwa 15 Minuten bis zum Stadtzentrum.

Wie war die Betreuung durch die Gastuni? Gab es ein Orientierungsprogramm?

Durch die Uni erhielt ich schon früh eine Tutorin zugeteilt. Mit ihr tauschte ich mich vor dem Aufenthalt über Facebook aus. Sie holte für mich die Schlüssel ab und empfing mich bei meiner Ankunft am Bahnhof. Später unterschrieb sie auch einen Telefonvertrag für mich und wir trafen uns in unregelmässigen Abständen für Freizeitaktivitäten. Die Universität bietet eine Woche vor Studienbeginn einen Orientierungskurs an. Manche Module sind interessant, andere können getrost vernachlässigt werden. Insbesondere erhält man dort Informationen zu „Demola-Projekten“, die man in Zusammenarbeit mit privaten und öffentlichen Organisationen durchführen kann. Für diese erhält man ebenfalls Credits und finanzielle Entlohnungen für gute Ideen. Bei Problemen und Fragen kann man sich jederzeit an die Erasmus-Koordinatorin oder Informationsbüros wenden.

Wie war der Kontakt zu einheimischen Studierenden? Wie war der Kontakt zu anderen Austauschstudenten?

Ich verbrachte meine Zeit meistens mit anderen Austauschstudenten. Der Kontakt mit Einheimischen kam aber auch nicht zu kurz. Durch meine Tutorin lernte ich einige Ihrer Freundinnen kennen. In meiner Diskussionsgruppe des Kurses „Cultural Conversations“ lernte ich einen etwas älteren Finnen kennen, der mir viel über Land und Leute beibrachte. In Gruppenarbeiten wird meist ebenfalls auf eine gute Gruppendurchmischung geachtet. Die meisten Finnen lernte ich jedoch an Partys kennen. Man merkt schnell, dass sie in der Regel sehr schüchtern sind. Macht man den ersten Schritt, tanzen und flirten sie jedoch sehr gerne. Man muss sie einfach ein bisschen aus der Reserve locken. In meinem Wohnheim fand ich in kurzer Zeit viele gute Freunde. Besonders in den ersten Wochen sind alle sehr offen und es ist wichtig, in dieser Zeit den Anschluss zu finden. Später könnte es eventuell etwas schwieriger werden.

Wie sind Sie sprachlich zurechtgekommen?

Ich habe vor dem Aufenthalt mit Grammatikbüchern meine Englischkenntnisse etwas aufgefrischt und mir Filme nur noch in Englisch angesehen. Viele meiner Mitstudenten beherrschten bereits ein besseres Englisch, andere waren auf einem tieferen Niveau. Meine Kenntnisse wurden von Woche zu Woche ziemlich schnell besser. Dem Unterricht konnte ich problemlos folgen. Literaturstudium, Gruppenarbeiten und Vorträge meisterte ich ebenfalls ohne Mühe. Man sollte sich über seine Sprachqualifikationen also nicht den Kopf zerbrechen. Ich beschloss kein Finnisch zu lernen, da der Ertrag ernüchternd ausfällt und mir die Sprache zukünftig wohl keine Vorteile bringen würde und das wenige an Gelerntem schnell wieder vergessen geht. Meine Freunde hatten sehr viel Spass im Finnisch-Unterricht. Vernünftige Sätze bilden, kann aber keiner von ihnen. Die finnische Sprache ist extrem schwierig und gleicht weder in Wortlauten noch im Syntax einer anderen Sprache.

Welche Kurse haben Sie an der Gastuni besucht?

  • Economic Development
  • Business Ethics
  • Asia-Pacific as a Business Area
  • Legal and Ethical Aspects of Asian Business
  • Internal Auditing and Controller Systems
  • Service Marketing
  • Cultural Conversations

Welche dieser Kurse würden Sie zukünftigen Erasmus-Studierenden weiterempfehlen?

  • Economic Development: Literaturstudium, welches über Gründe für die ungleiche wirtschaftliche Entwicklung von Entwicklungsländern und entwickelten Ländern aufklärt und Ansätze aufzeigt, diese zu beheben.
  • Internal Auditing and Controller Systems: Sehr vielseitiger Kurs über die interne Revision. Kombination von Frontalunterricht, Diskussionen, Softwareanwendungen und praktischen Übungen.
  • Cultural Conversations: Man trifft sich mit seiner Gruppe irgendwo in einer Bar und diskutiert über Politik, Wirtschaft, Geschichte, Kultur etc.
  • Die beiden Kurse über Asien bieten die Möglichkeit, spannende Analysen und Planspiele zu einem ausgewählten Land zu schreiben. Der Unterricht selber ist nicht empfehlenswert. Die Themeninhalte sind aufgrund des breit gewählten Forschungsfelds nicht sehr vertieft.
  • Service Marketing: Eine vielseitige Vorlesung mit kleinen Freizeittasks, welche die Service-komponente der Leistungserstellung fokussiert. Entscheidend ist nicht nur, was ein Unternehmen herstellt, sondern wie die Gesamtheit der Unternehmensaktivitäten einen Nutzen für gegenwärtige und potentielle Kunden schafft.
  • Business Ethics: Sehr empfehlenswert für alle, denen Themen wie Corporate Social Responsibility am Herzen liegen.

Was hat Ihnen am Studium im Gastland besser gefallen als in Bern?

Die Beziehungen zu Professoren und Angestellten ist herzlicher als in Bern. Die Betreuung der Studierenden ist den Lehrverantwortlichen wichtig. Auf E-Mails wird umgehend reagiert und man nimmt sich wirklich Zeit für die Anliegen der Studenten. Es wird zwischen verschiedenen Lehrmethoden gewechselt, wodurch eine interaktive Unterrichtsgestaltung ins Zentrum rückt. Die Klassen sind kleiner als in Bern. Das Essen in den Mensen ist ausgiebig, vielseitig und mit 2.60 Euro sehr billig.

Was war im Gastland schlechter als in Bern?

Das Anforderungsniveau der Kurse ist etwas tiefer als in Bern.

Was waren die „Highlights“ Ihres Auslandsaufenthalts?

Ich lernte viele spannende Menschen kennen, mit denen ich eine unvergessliche Zeit verbrachte. Ich unternahm viele Reisen und war immer von der Gastfreundschaft begeistert. In St. Petersburg etwa wurden mein Freund und ich während drei Tagen von zwei Russinnen begleitet, die uns ihre liebsten Plätze zeigten und mit dem Auto kleine Ausflüge mit uns unternahmen. Ein grosses Highlight waren die vielen Nächte, in denen die Polarlichter sichtbar waren. Besonders eindrücklich waren diese in Lappland zu bestaunen, wo der ganze Himmel in grün und rot erstrahlte. Der Trip nach Norwegen inklusive Baden im arktischen Ozean und die vielen Saunagänge zählen ebenfalls zu meinen Höhepunkten.

Was waren die grössten Enttäuschungen während Ihres Auslandsaufenthalts?

Enttäuschung ist nicht das richtige Wort. Die einsetzende Wolkendecke ab Mitte November war jedoch sehr deprimierend.

Welche Tipps und Ratschläge haben Sie für Erasmus-Studierende, die zukünftig an Ihrer Gastuni studieren wollen?

Meldet Euch frühzeitig für eine Unterkunft an. Kündet frühzeitig Eure Schweizer Abonnements. Verdient vorher ordentlich Geld, Finnland ist nicht ganz billig. Packt für Eure zukünftigen Freunde einige Erinnerungsstücke mit. Bucht Trips nach Lappland und Russland über die Studentenverbindung. Andere Reisen organisiert Ihr besser auf eigene Faust. Man sollte sich bewusst sein, dass sich in einem Wohnheim Geschichten rasend schnell verbreiten. Falls Ihr nach Tallinn fährt, und das werdet Ihr, so nehmt den grössten Koffer mit und füllt ihn ordentlich vor der Rückkehr nach Finnland.

 

Studierende der Universität Bern, die Rückfragen zu diesem Erfahrungsbericht haben, können beim Erasmus-Fachkoordinator des Departements BWL (erasmus@bwl.unibe.ch) die E-Mail-Adresse der Autorin bzw. des Autors erfragen.

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