Was für eine Unterkunft hatten Sie im Gastland? Wie haben Sie diese gefunden?
Ich hatte meine eigene Wohnung im Stadtgebiet Campo de Ourique, ein wirklich schönes und ruhiges Quartier. Ich habe die Wohnung über Bekannte meiner Schwester erhalten, was für mich vieles vereinfacht hat. Über verschiedene Wohnungsvermittlungen, wie z.B. Uniplaces, findet man jedoch ohne Problem die geeignete Wohnung.
Wie war die Betreuung durch die Gastuni? Gab es ein Orientierungsprogramm?
Die Betreuung durch die Gastuni war für mich ganz ok. Sie haben mich unterstützt, wo es nötig war und bei Fragen konnte ich immer auf sie zugehen. Auch die Professoren waren nett zu den Studenten und haben immer wieder den Austausch gesucht. Vor der Ankunft habe ich ein Guidebook und sonst wichtige Informationen erhalten, mit welchen die meisten Fragen beantwortet wurden. Vor dem Semesterstart gab es dann einen Welcome-Day, an welchem den Studenten das wichtigste nochmals erklärt wurde.
Wie war der Kontakt zu einheimischen Studierenden? Wie war der Kontakt zu anderen Austauschstudenten?
Den Kontakt zu den einheimischen Studenten, wie auch zu den anderen Austauschstudenten, habe ich als sehr angenehm und gut empfunden. Von der Uni kann man vom Buddy-Programm profitieren, bei welchem man einen Buddy erhält, welcher einem vor allem am Anfang bei allen Fragen rund um das Studium und das Leben in Lissabon behilflich ist. Andere einheimische Studierende hat man vor allem bei Gruppenarbeiten kennengelernt, der sonstige Kontakt hält sich meist in Grenzen, da die vielleicht auch weniger aktiv Ausflüge machen oder weniger ins Nachtleben eingreifen als die Austauschstudenten. Zu den anderen Austauschstudenten hat man jedoch praktisch jeden Tag Kontakt, je nach Wohnsituation wohnt man mit mehreren zusammen oder man trifft sich an der Uni oder am Abend in Bairro Alto beim Erasmus Corner.
Wie sind Sie sprachlich zurechtgekommen?
Sprachlich bin ich in Lissabon ziemlich gut zurechtgekommen. Die jungen Leute sprechen praktisch alle Englisch und sie sind auch sehr zuvorkommend. In Einkaufsläden oder in Taxis ist es dann manchmal schwieriger, da dort mehrheitlich Portugiesisch gesprochen wird. Um die Basics zu kennen, würde ich jedem einen Sprachkurs empfehlen, denn es erleichtert einem schon vieles, wenn man sich ein wenig ausdrücken kann.
Welche Kurse haben Sie an der Gastuni besucht?
Ich habe drei Vorlesungen à 7.5 ECTS besucht, darunter waren Entrepreneurship, Organizational Behavior und ein Management Seminar. Der Unterricht wurde aufgeteilt in zweimal pro Woche 90min Theorie und einmal pro Woche 90min Praxis. Die 90min werden immer durchgearbeitet, was zum Teil ziemlich lange sein kann. Entrepreneurship ist ein spannender Kurs, der von Start-up Gründern gehalten wird und wo man innerhalb einer Gruppe selbst ein Unternehmen aufbauen kann. Organizational Behavior wird von vielen Portugiesischen Studenten als "Hass-Fach" bezeichnet, da es halt wirklich viel zu tun gibt und sehr anspruchsvoll ist. Die Vorlesung ist jedoch interessant und Prof. Pedro Neves ist sehr engagiert im Unterricht. Das Management Seminar war interessant dadurch, dass man immer wieder Vorlesungen von Leuten von verschiedenen Firmen aus der Praxis hatte. Es wurde immer ein anderes Thema zu Management und Business Plänen gehalten und man musste während dem Semester fünf kurze Zusammenfassungen schreiben, von welchen vier für die Endnote zählten. Die meisten Noten bestehen so aus verschiedenen Komponenten und nicht nur aus einer Prüfung am Ende des Semesters.
Welche dieser Kurse würden Sie zukünftigen Erasmus-Studierenden weiterempfehlen?
Entrepreneurship ist ziemlich speziell, da der Kurs so an der Universität Bern nicht angeboten wird. Der Praxisbezug ist ziemlich stark und man muss aus dem Gebäude raus, um die Ideen validieren zu können. Der Prof. Miguel Munoz ist selbst Entrepreneur und gestaltet den Unterricht interessant und interaktiv. Auch Organizational Behavior mit den verschiedenen Themen wie z.B. über die Beziehung zwischen Chef und Arbeiter in Unternehmen oder die verschiedenen Stressmodelle, ist interessant. Man sollte einfach die Arbeit nicht scheuen, da man mit zwei individuellen Assignments, einer aufwändigen Gruppenarbeit inkl. Präsentation und einer Schlussprüfung schon ziemlich viel zu tun hat.
Was hat Ihnen am Studium im Gastland besser gefallen als in Bern?
Der Unterricht an der Nova SBE ist sehr unterschiedlich zu dem in Bern. Die Klassengrössen sind um einiges kleiner, was es dem Prof. ermöglicht, den Unterricht sehr interaktiv zu gestalten. Die Studenten können immer ihre Meinungen beitragen und so kam es im Unterricht schon immer wieder zu verschiedenen Diskussionen. Die Prüfungen wurden immer sehr schnell korrigiert und ein allfälliger Wiederholungstermin war schon kurze Zeit nach der ersten Prüfung.
Was war im Gastland schlechter als in Bern?
Die Vorlesungssäle sind sehr alt und die Sitz-und Schreibgelegenheiten sind schlecht. Man hat wenig Platz und an heissen Sommertagen fehlt einem auch die Klimaanlage. Laut Information wird jedoch ein neuer Campus gebaut, ich weiss jedoch nicht genau, wie fortgeschritten das schon ist.
Was waren die „Highlights“ Ihres Auslandsaufenthalts?
Mein Auslandaufenthalt hatte viele Highlights. Ich habe mit Mitstudenten viele Ausflüge quer durch Portugal gemacht und war auch noch auf den Azoren, was wirklich eine Reise wert ist. Eine super schöne Inselgruppe mit schönen Landschaften. Die Stadt selbst war für mich auch ein Highlight, da ich mich dort wirklich sehr wohlgefühlt habe und man wird auch überall sehr gut aufgenommen.
Was waren die grössten Enttäuschungen während Ihres Auslandsaufenthalts?
Eine grosse Enttäuschung war, dass ich wieder nach Hause musste...;-) sonst kann ich mich eigentlich wirklich über nichts beklagen und würde es sofort wieder gleich machen.
Welche Tipps und Ratschläge haben Sie für Erasmus-Studierende, die zukünftig an Ihrer Gastuni studieren wollen?
Man sollte beim Buddy-Programm mitmachen und an möglichst vielen Events teilnehmen. So lernt man die Leute und die Uni am Besten kennen. Man sollte sich im Vorfeld gut überlegen, welche Vorlesungen man besuchen will und bereit sein, keinen Aufwand zu scheuen, denn es wird einem wirklich viel abverlangt an dieser Uni, auch wenn man immer sagt, dass man im Auslandsemester kaum etwas machen muss für gute Noten.
Studierende der Universität Bern, die Rückfragen zu diesem Erfahrungsbericht haben, können beim Erasmus-Fachkoordinator des Departements BWL (erasmus@bwl.unibe.ch) die E-Mail-Adresse der Autorin bzw. des Autors erfragen.